Dienstag, 15. März 2016

Cinema Today: Die dunkle Seite des Mondes (OV germ. only), Moviemento, Kottbusser Damm 22 (Kreuzberg), 17.15.


Wie funktioniert ein deutscher Genre Film? Indem er es den amerikanischen Vorbildern gleich tut oder sich auf die deutsche Wirklichkeit konzentriert? Die Antwort scheint simpel, obwohl immer wieder neue Erzeugnisse des deutschen Genre Kinos sie nicht verstehen wollen. Wie sonst erklärt sich der Versuch, abendfüllende Tatorts ins Kino zu bringen, die wie ein Hollywood C-Movie daherkommen? Zum Glück ist Stephan Ricks Martin Suter Verfilmung anders. Verankert in der deutschen Wirklichkeit und manchmal überhöht mit mythischen Motiven. Was könnte für dieses Land typischer sein als der Wald als Abbild der Seele? Wir treten ein in die Welt von Urs Blank (Moritz Bleibtreu) und das ist die Welt der Frankfurter Wirtschaft. Urs Blank ist Wirtschaftsanwalt. Seine Wohnung ist steril und seine Ehe repräsentativ. Durch sein geschäftliches Geschick aber erschiesst sich sein Geschäftspartner und Urs Welt zerbricht. Er lernt eine junge Frau Frau (Nora von Waldstätten) kennen, mit der er einen Psilocybin-Trip schmeisst. Er wird sich von diesem Trip nicht mehr erholen und lebt weiter als gespaltene Persönlichkeit. Urs zieht sich in eine Pension im Wald zurück. Schliesslich wählt er einen Wolf zu seinem Totemtier und folgt ihm. Umso tiefer es Urs in den Wald zieht, desto sympathischer wird er wider Erwarten. Ist der unkontrollierte Instinkt zwangsläufig gewalttätig? Schattenzoen und Lichtungen des Waldes werden genauso stilvoll vorgeführt wie die Anspielungen auf das gleichnamige Album von Pink Floyd. Nicht jedem Handlungsschritt konnte ich folgen, dafür freute ich mich über den Auftritt von Jürgen Prochnow als diabolischen Chef. Rund ist dieser Genre Film noch nicht, immerhin aber ballert kein Komissar ausser Dienst mit quäkender Stimme wild um sich.

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