Dienstag, 27. Oktober 2015

Nun ist der Dschungel also in Neukölln - das ist mit Sicherheit nicht zuletzt der mittlerweile genauso wuchernden Berliner Mieten geschuldet. Wie ist es denn so in Neukölln? Ein Spaziergang genügt, um drei Fremdwörter aufzuschnappen: Laktoseintoleranz, Veganismus und Bio. Es ist mir im "Schillerkiez" gelungen, ein laktoseintolerantes Eis zu kaufen. Eine nicht so grosse Kugel kostet 1,50 Euro (in ganz Charlottenburg ist das unmöglich zu bekommen). Es gibt Restaurants, die im Grunde keine Kühlschränke mehr brauchen, da der Neuköllner sich vergan ernährt. Aldi Märkte werden in die Pleite getrieben, da sie bis dato kein Siegel mit den drei Zauberbuchstaben im Sortiment führen: B.I.O. Auf den Strassen begegnen mir Menschen, die alle aussehen, als wären sie Popstars aus England (obwohl ihnen noch kein Top 75 Hit gelang). Hört man sie sprechen, kommen sie aber gar nicht aus Grossbritannien, sondern Süddeutschland. Einige Bräuche haben sie importiert, denn in Neukölln werden die Hundestreifen jetzt eingezäunt. Sie bestellen merkwürdige Getränke, mit büschelweise Obst darin. Alle sind genau gleichalt: 25 Jahre. Sie studieren was mit Medien und besitzen Computer mit einem Apfel vorne drauf. Ihre Kleidung tragen sie einen Sommer lang, dann gehen sie in eines der winzigen Geschäfte, auf denen drauf steht "Berliner Design" und kaufen neue. Manche tragen auch Trachtenmode, denn der Farrad-Schutzhelm gilt in Neukölln jetzt als deutsche Burka. Man kombiniert die deutsche Burka mit Outdoor Mode, dicken Kreppsohlen für die Innenstadt. Neben jedem Berliner Designer steht eine Bar. Darin stehen alte Couch Garnituren und Omas Lampen. Gestern habe ich meine Eltern in Reinickendorf besucht. Es war seltsam, denn es kam mir plötzlich so urban vor.